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  Am Anfang eines schwierigen Weges
82 Abiturienten am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium feierlich verabschiedet rai Betzdorf. »Wer immer strebt und sich bemüht, den können wir erlösen«, zitierte gestern Manfred Weber, Rektor am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Betzdorf, Goethe und meinte an die Abiturienten gewandt: »Wir können Euch erlösen, der lang ersehnte Tag ist da.« Nachdem alle 82 Prüflinge das Abitur bestanden hatten, stand nun die Entlassfeier an, der ein ökumenischer Gottesdienst vorangegangen war. Zu der Feier, musikalisch vom Orchester (Leitung Rudolf Bätzing) umrahmt, begrüßte Oberstudiendirektor Weber Eltern, Ehemalige, Lehrer und Absolventen. Diese hätten ihre erste große Prüfung abgelegt, sagte Weber und konstatierte: »Ihr habt es geschafft. Ihr übernehmt nun Gesamtverantwortung für den weiteren Bildungsweg und das Leben«, sagte er. Die Zeit werde nicht leichter, »Veränderungen sind unausweichlich. Wir müssen dahin kommen, dass es eine Selbstverständlichkeit wird, der Gesellschaft mehr zu geben als zu nehmen«, betonte der Schulleiter. Für den weiteren Weg wünschte er viel Glück, Erfolg und Zufriedenheit. Das Abi-Motto »Drei – zwei – eins – meins!« griff dann Kursleiter Studienrat Martin Heeger in seiner Rede auf: »Da meint man, den Stoßseufzer förmlich herauszuhören. Geschafft!« Aber auch unverhohlener Stolz schwinge mit, eine im wahren Wortsinn wesentliches Phase »eures« jugendlichen Lebens erfolgreich gemeistert zu haben. Wesentlich sei dieser Lebensabschnitt nicht in erster Linie deshalb, weil damit eine Grundlage für den beruflichen Werdegang gelegt wurde oder weil in diese Phase die entscheidenden Entwicklungen fielen zum gereiften Erwachsenen. Nein, die Schulzeit habe ihre eigene »Wesenheit«, meinte Heeger und sprach vom »Wesen Klassengemeinschaft«. Diese entwickle ein Eigenleben und einen speziellen Charakter, »der den einzelnen Menschen förmlich prägen muss.« Diese Wesenseinheit dieses Jahrganges zerfalle nun wieder in ihre Bestandteile und ist damit unwiederbringlich Geschichte. Was folgt? fragte Heeger, und meinte: »Im Jargon der Werbefritzen gesprochen: Erst der Spaß, dann das Vergnügen.« Der sei aber wohl nicht von Dauer, meinte er und räumte offen ein: »Tauschen möchte ich mit Euch nicht.« Über fünf Millionen Arbeitslose, ein Aufschwung der Wirtschaft kaum in Sicht und schmerzhaft tiefe Einschnitte ins soziale Netz, führte er an und meinte: »Eine rosige Zukunft sieht wahrlich anders aus.« Heeger nutzte seine nachdenklich stimmende Rede aber dazu, um die Abiturienten auf ihrem weiteren beruflichen, aber auch gesellschaftlichen Weg zu motivieren: »Statt also fehlende Chancengleichheit der Generationen und die Perspektivlosigkeit der Gegenwart zu beklagen, ermuntere ich Euch: Zeigt Engagement. Gestaltet Eure Zukunft selbst.« Nur wer bei der großen Versteigerung mitbiete und etwas einsetze, der habe auch die Chance, den gewünschten Artikel zu erwerben. Dabei werde man zweifellos etwas riskieren müssen, aber freilich ohne ins Zocken zu geraten, denn: »Dafür ist das Leben eine zu wichtige Veranstaltung.« Auf den angenehmen Lebensabschnitt der Oberstufenzeit blickten die Abiturienten Inga Martin und Sven Richter zurück, verbunden mit Dank an Lehrer und Schüler. Jeder weiß, wo er steht und was er erreicht hat«, sagte der Betzdorfer Beigeordnete Werner Neuhaus, der auch namens der Stadt Kirchen gratulierte. Glück und Zuversicht wünschte Schülersprecherin Yasmina Yenimazman. »Ihr habt es geschafft, und wir Eltern auch«, gratulierte Schulelternsprecherin Petra Freifrau von Hövel. »Geht Euren Weg, ob Ihr träumt oder nicht, wenn Ihr auf die Nase fallt, steht wieder auf. Wir Eltern sind da, um zu helfen«, gab sie den Absolventen mit auf den Weg. Das Reifezeugnis stehe nun am Ende eines Zeitraumes, der von Schule und Elternhaus geprägt sei, sagte Jörg Federrath, Vorsitzender des Vereins der Ehemaligen und Freunde des Gymnasiums. Es stünden nun neue Herausforderungen wie Ausbildung und Studium an, »gehen Sie die neuen Aufgaben mit Mut, Freude und Optimismus an.« Er sprach das Stichwort »düstere Zukunftsprognosen« an und meinte: »Hören Sie nicht nur auf solche Stimmen«. Es sei wichtig, den beruflichen Werdegang sorgfältig zu planen. Als beste Abiturientin mit einem Notendurchschnitt von 1,1 erhielt Antonia Freiin von Hövel (Kirchen) Urkunde und Geldpreis des Vereins der Ehemaligen von Federrath überreicht. Die 200 Euro stiftete sie der Schule, um einen Oberstufenraum einzurichten.
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Siegener-Zeitung vom 14.03.2004